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Sicherheit an der Haustür

Sicherheit an der Haustür

Sicherheit an der Haustür

Tagsüber drangen Einbrecher in eine Wohnung an der Aachener Bachstraße ein. Sie brachen eine doppelflügelige Wohnungstür auf und durchwühlten alle Schränke. Den Mietern, die zur Tatzeit nicht zu Hause waren, wurden Fotogeräte, Schmuck, Lederbekleidung und Bargeld gestohlen.

Haus der offenen Tür  
Wohnungseinbrüche könnten größtenteils verhindert werden, wenn der Schwachpunkt Nr. 1, die Haus- bzw. Wohnungstür, eine entsprechende Sicherung aufweisen würde.

Besondere Bedeutung kommt hierbei der Sicherung des Eingangsbereiches zu, denn sieben von zehn Einbrechern wählen diesen Weg zu ihrem Ziel. Fachleute der Polizei schätzen, dass etwa 85 % der Haus­ und Wohnungstüren ungenügend gesichert sind. Für mich Anlass genug, Ihnen wirkungsvolle und nicht immer nur kostenaufwendige Möglichkeiten der Sicherung aufzuzeigen.

Dass Haus- und Wohnungstüren stabil genug sein sollten, damit nicht bereits der erste Fußtritt den Zugang ermöglicht, versteht sich fast von selbst. Glaseinsätze verringern ebenfalls den Wider-standswert.

Was bedeutet Türsicherheit, was gilt es zu beachten?
Um auf Nummer Sicher zu gehen, sollten Sie den Zugang zu Ihrem Wohnungsbereich dauerhaft mit einem stabilen Türsystem nach der DIN V ENV 1627 – diese sagt etwas über einbruchhemmende Türen aus – verschließen, so dass auch der Einsatz von Profiwerkzeug nur bedingt zum Erfolg führen kann. Wollen Sie keine komplette Tür kaufen, ist es weder teuer noch schwierig, die vorhandenen Türen mit widerstandsfähigen Beschlägen, guten Schlössern und verlängerten Schließblechen nachzurüsten.

Was für die Haustür billig ist, sollte für Nebentüren nur recht sein. Es macht schließlich keinen Unterschied, durch welche Tür der Einbrecher ins Haus gelangt.

Beherzigen Sie die folgenden Tipps, gehört Ihre Haus- bzw. Wohnungstür zu den 15 % der gesicherten Türen.

TIP 1: Schlösser
Das wichtigste Element einer aufbruchssicheren Tür bildet ein aufbohr- und abriss sicheres Schloss. Es widersteht auch einem fast 100prozentigen Einbruchswerkzeug: dem Zieh­Fix, einem korkenzieherähnlichen Gerät aus den USA.

Beim Einbau des Schließzylinders ist darauf zu achten, dass er nicht aus dem Sicherheitsbeschlag hervorsteht, um zu vermeiden, dass der Zylinder herausgezogen oder ausgebrochen werden kann. Der dazugehörige Spezialschlüssel sollte ein Sonderprofil besitzen, so dass er nicht in jedem Warenhaus nachgefeilt werden kann.

Das Hauptschloss soll ins Türblatt eingesteckt sein. Die Zusatzschlösser können auch von innen auf das Türblatt aufgesetzt werden.

Die verwendeten Schlösser sollten den Anforderungen nach DIN 18252 entsprechen.

Als zusätzliche Schlossvarianten bieten sich Stangenschlösser und Panzerriegelschlösser an, bei deren Verwendung die Tür zum einen in Längsrichtung und zum anderen in Querrichtung gesichert wird.

TIP 2: Beschlag
Das Zylinderschloss sollte einen Beschlag besitzen, der außen bündig abschließt und von innen verschraubt ist. Ein Sicherheitsschild nach DIN 18257 kann verhindern, dass das Türschild von außen abgeschraubt, der Schließzylinder abgedreht oder abgekippt werden kann. Gleiches verhindert eine Ausgleichsrosette aus Stahl. Gegen die Korkenziehermethode gibt es Sicherheitsbeschläge, die den Schließzylinder zusätzlich abdecken.

TIP 3: Winkelschließblech
Ein widerstandsfähiges Winkelschließblech kann verhindern, dass die Tür von außen aufgehebelt oder mit Gewalt eingedrückt wird. Hierzu sollte das Schließblech, wenn es nicht fest im Mauerwerk verankert werden kann, mindestens 500 mm lang sein, eine Materialstärke von wenigstens 3 mm aufweisen und über versetzt angeordnete Befestigungslöcher verfügen.

TIP 4: Hintergreifhaken
Hintergreifhaken können das Ausheben oder Aufstemmen der Tür verhindern. Sie sollten im oberen und unteren Türdrittel eingebaut werden. Hierdurch wird die Verbindung zwischen Tür und Zarge (Türrahmen) verstärkt. Die Bolzen am Türblatt greifen in die Ankerplatten der Zarge. Der Türrahmen muss allerdings im Mauerwerk fest verankert sein. Die verwendeten Türbänder (Scharniere) müssen aus starkem Material und solide verankert sein. Leichte, schwach befestigte Bänder platzen beim Aushebeln der Tür weg.

TIP 5: Türspaltsperre/Sperrbügel
Türschaltsperren und Sperrbügel sind zwar keine Einbruchsicherungen, können aber bei richtiger Montage erschweren, dass ungebetene Besucher die einen Spalt breit geöffnete Tür aufstoßen. Bei Verwendung einer Kette ist zu beachten, dass die Kette selbst aus einem gehärteten Material besteht.

Die Montage muss so erfolgen, dass die Kette von außen nicht aufzuhaken ist.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich die Verwendung eines Sperrbügels als Türspaltsicherung besser eignet. Dieser verfügt über eine Führung und ist somit von außen nicht aushängbar. Sowohl bei der Kette als auch beim Bügel ist die stabile Befestigung an Türblatt und -rahmen besonders wichtig.

TIP 6: Türspion
Ein Weitwinkel-Türspion (ab 170′ Blickwinkel) macht es möglich, Besucher bei geschlossener Tür zu erkennen, selbst wenn diese vor der Tür kauern, um sich zu verstecken. Der Türspion darf von außen nicht abschraubbar sein und sollte innen eine Abdeckung haben. Die Außenbeleuchtung sollte von innen hinzugeschaltet werden können.

Der für die Sicherheit so wichtigen Überprüfung von Besuchern dient als weiterführende Maßnahme auch eine Türsprechanlage an der Haustür, besonders, wenn sie mit einer kleinen Videoanlage kombiniert ist.

TIP 7: Hebetürensicherung/Schiebetürenschloss
Balkon- und Terrassentüren sind in den meisten Fällen nur mit einem einfachen Kipphebel oder Schiebetürenverschluss ausgestattet. Hierdurch gelingt es den meisten Einbrechern, durch Ausschneiden eines Glasstückes und dem Betätigen der Türmechanismen relativ leicht in einen Wohnungs- oder Geschäftsbereich zu gelangen.

Durch die Verwendung einer Hebetürensicherung bzw. eines Schiebetürenschlosses durchkreuzen Sie die Pläne eines möglichen Eindringlings. Die Bewegungsmechanismen der Tür befinden sich unter Verschluss.

Zugleich haben Sie eine wirksame Kindersicherung, da die Schlösser nur mit Schlüssel zu öffnen sind. Kinder können hierdurch nicht unbeaufsichtigt auf Terrasse oder Balkon hinausgelangen.

Widerstand können Türen nur dann leisten, wenn jedes ihrer Einzelteil stabil genug ist.

Beherzigen Sie die sieben Tipps und die anschließenden Sicherheitsempfehlungen, so gehört Ihr Zutrittsbereich zu den 15 % der gesicherten Türen.

Diese 6 Regeln sollten Sie zusätzlich beherzigen:

  • Alle diese technischen Sicherungen sind sinnlos, wenn sie nicht richtig genutzt werden.
  • Türen immer geschlossen halten; nachts und beim Verlassen der Wohnung abschließen.
  • Nie den Schlüssel außen steckenlassen und besonders bei Glastüren auch nicht innen.
  • Hängen Sie Sperrketten oder -bügel grundsätzlich ein, und sehen Sie sich Ihre Besucher durch den Türspion an.
  • Lassen Sie leicht erreichbare Fenster- und Balkontüren nie unbewacht offenstehen, insbesondere nachts und wenn Sie die Wohnung verlassen.
  • Die Schlüssel von Hebetürensicherungen und Fensterbeschlägen immer abziehen.

Leider kann ich Ihnen in diesem Beitrag nur die wichtigsten Tipps zur Türsicherung geben – zusätzliche Information und spezifische Lösungsvorschläge erhalten Sie von Ihrem Sicherheitsberater oder von der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle.

Türen sind zwar bei Einbrechern besonders beliebt, aber leider nicht die einzigen Schlupflöcher. Deswegen beantworte ich Ihnen in einem weiteren Beitrag die Frage: Bringen Scherben immer Glück?

Quellenangaben
Bild von bildergala auf www.stock.adobe.com

Über den Autor

Uwe Gerstenberg, geboren 1961 in Berlin, schied 1987 als Offizier aus der Bundeswehr aus. Als Militärpolizist war er national und international im Einsatz und in den letzten Jahren seiner Dienstzeit in der Sicherungsgruppe des Bundesministeriums für Verteidigung beschäftigt. ⇒ mehr erfahren

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