BERLIN: Mutmaßlicher IS-Anhänger in Neukölln festgenommen! Wurde Syrer unentdeckt eingeschleust?

Nach der Festnahme eines 22-jährigen Syrers wegen des Verdachts der Anschlagsplanung in Berlin hat der Terrorismusexperte Rolf Tophoven vor einer weiterhin bestehenden islamistischen Gefahr in Deutschland gewarnt.

In einem Interview mit WELT sagte Tophoven, der Fall zeige „ein typisches Profil eines potenziellen Attentäters“. Nach dem Ende des sogenannten Islamischen Staates in Syrien und im Irak habe sich die Organisation im Untergrund neu aufgestellt. „Der IS ist geschlagen, aber noch nicht besiegt“, so Tophoven.

Laut dem Experten arbeite die Terrormiliz derzeit auf zwei Ebenen: Zum einen gebe es gezielt gesteuerte Anschläge im Kommandostil, zum anderen sogenannte „einsame Wölfe“, die sich eigenständig radikalisierten. Beim nun festgenommenen Syrer könne es sich um eine solche Einzeltat handeln, möglicherweise aber auch um einen Fall, in dem ein sogenannter „Führungsoffizier“ des IS aus der Ferne Einfluss genommen habe.

Tophoven betonte, die Gefahr durch islamistischen Terrorismus bleibe in Deutschland „absolut virulent“. Ein Anschlag könne „jederzeit“ stattfinden. Zudem verwies er auf den Gazakrieg als zusätzlichen Faktor, der radikalisierte Islamisten aktuell motivieren könnte. „Der Gazakrieg fokussiert für militante Islamisten die beiden Hauptfeinde: Israel und die USA – und damit auch Länder, die Israel unterstützen“, so Tophoven.

Gleichzeitig lobte der Terrorismusexperte die Arbeit der deutschen Sicherheitsbehörden, wies aber auf Defizite in der operativen Aufklärung hin. Oft kämen entscheidende Hinweise von ausländischen Nachrichtendiensten. Panikmache sei dennoch nicht angebracht, auch mit Blick auf die anstehenden Weihnachtsmärkte.

Als bevorzugte Tatmittel der Szene nannte Tophoven Messer und Fahrzeuge – beides bleibe „Teil des Modus Operandi des modernen Terrorismus“.