Kommunique Terror in Indien – Hintermänner in Bangladesch?

Für den verheerenden Terroranschlag in der letzten Woche im indischen Touristenzentrum Jaipur machen die Behörden die Islamisten der Terrorgruppe „Harkat-ul-Jehadi Islami“ (HUJI) verantwortlich. Der Anschlag forderte über 80 Tote sowie hunderte Verletzte. Die Attentäter kamen mit Fahrrädern und hatten die Bomben in Plastiktüten versteckt. Die Zündung der Sprengsätze erfolgte in einer Kettenreaktion an belebten Plätzen, unter anderem vor einem Hindu-Tempel, vor dem sich Tausende Gläubige versammelt hatten. Der Touristenort Jaipur liegt in der Provinz Rajastan. Jaipur und Umgebung gehörten in der Vergangenheit nicht zu den bevorzugten Terrorzielen. Stil und Wirkung der Anschläge lassen in manchen Details die Handschrift von al Qaida erkennen. Beispielsweise die gleichzeitige Detonation der Sprengsätze an belebten Plätzen, um eine hohe Zahl an Toten und Verletzten zu erzielen.

Zwar lagen anfangs Hintermänner und Motive der Attentäter noch im Dunkel, doch immer stärker stellte sich die Täterschaft der in Bangladesch ansässigen Terrorgruppe „Harakat-ul-Jehad-Islami“ heraus. Die HUJI war bereits in der Vergangenheit für mehrere groß dimensionierte Anschläge in Bangladesch, aber auch in Indien verantwortlich gemacht worden.

Ein Indiz für die Beteiligung der HUJI sehen die Behörden darin, dass bei den Anschlägen Sprengstoff verwendet wurde, der auch bei früheren Attentaten dieser Gruppe zum Einsatz kam. Die „Harkat-ul-Jehudi Islami“ hat ihren Ursprung, wie zahlreiche andere islamistische Terrororganisationen, im Kampf gegen die ehemaligen Sowjettruppen in Afghanistan (1979-89). Aktivitäten werden der Organisation auch in der zwischen Indien und Pakistan umstrittenen Provinz Kaschmir nachgesagt.

Die Verortung der HUJI liegt in Bangladesch und damit weit vom Anschlagsort entfernt (Jaipur ist Hauptstadt des Bundesstaates Rajastan an der Grenze zu Pakistan). Einige Quellen sprechen daher von einer Terrorgruppe aus Pakistan. Das muss jedoch kein Widerspruch sein, denn seit einiger Zeit beobachten die indischen Behörden, dass Terrororganisationen aus Pakistan Ableger in Bangladesch bilden. Bangladesch gelte, so indische Sicherheitskreise, den Islamisten als relativ sicheres Hinterland. Auch sei das Einsickern nach Indien über die östliche Grenze entschieden leichter als über die stark gesicherte und kontrollierte Grenze zu Pakistan.

Das politische Ziel der Attentäter könnte unter anderem die Störung der indisch / pakistanischen Verhandlungen um die Zukunft der zwischen beiden Staaten umstrittenen Kaschmir Provinz gewesen sein. Seit Jahrzehnten ist diese Region Gegenstand militärischer Spannungen, beide Länder erheben Anspruch auf diese Gebirgsgegend.

Rolf Tophoven
Rolf Tophoven leitet das Institut für Krisenprävention (IFTUS) in Essen, früher Institut für Terrorismusforschung und Sicherheitspolitik. Schwerpunkt seiner journalistischen und wissenschaftlichen Tätigkeit sind der Nahostkonflikt sowie der nationale, internationale und islamistische Terrorismus. Kontakt: E-Mail: info@iftus.de
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