Drei Fragen an GSG-9-Kommandeur Olaf Lindner

Drei Fragen an GSG-9-Kommandeur Olaf LindnerWelche Kompetenzen muss ein Bewerber mitbringen, um bei der GSG 9 (Grenzschutzgruppe) aufgenommen zu werden? Und wie ist die "Stimmung" zwischen den unterschiedlichen Spezialeinheiten in Deutschland? Rolf Tophoven befragte dazu Olaf Lindner, den Kommandeur der GSG 9.

Frage 1: Wie stellt sich heute nach 40 Jahren das Profil eines GSG-9-Mannes dar, auch im Vergleich zu den Männern der ersten Generation?

Vieles ist identisch mit dem, was bei der GSG 9 schon immer fester Bestandteil unseres Profils war. Drei feste Grundsätze prägen die Auswahl unserer Bewerber und zwar in folgender Reihenfolge: Charakter, geistige Flexibilität und körperliche Fitness/Physis – das sind Grundvoraussetzungen, traditionelle Werte, an denen wir auch im Rahmen der Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen festhalten.

Die aktuelle Entwicklung bei der GSG 9 unterscheidet sich in folgenden Punkten von früheren Generationen: Das Aufgabenprofil hat sich erheblich erweitert. Der Umfang an Technik hat zugenommen. Hinzu kommt als neues Segment ein breites Feld an internationaler Zusammenarbeit. Letzteres bedingt auch ausgeprägtere Sprachfertigkeiten und interkulturelle Kompetenz.

Wie bereits zur Gründerzeit gilt auch heute: Geführt wird von vorn! Viele Grundsätze sind trotz der Komplexität in der Führungsmethodik gleich geblieben. Die Technik ist dabei als Hilfsmittel zu betrachten, denn die Taktik bestimmt den Einsatz der Technik.

Frage 2: Nationale und internationale Spezialeinheiten haben immer wieder Schwierigkeiten, geeignetes Personal für ihre Verbände zu rekrutieren. Wie drückt sich derzeit die aktuelle Bewerbersituation für die GSG 9 in Zahlen aus – auch vor dem Hintergrund der harten Aufnahmebedingungen?

Die Anzahl der Bewerber ist hoch, aber leider gibt es nicht genügend geeignete. Auf unser breit gefächertes Profil habe ich bereits hingewiesen, dabei sind die Teamfähigkeit des „neuen“ Mannes und sein Verständnis für Technik von besonderer Bedeutung. Unsere Bewerber kommen aus der Bundespolizei (die meisten), aber auch vom BKA, den Länderpolizeien und der Bundeswehr. Da wir im Bewerbungsverfahren und in der Ausbildung eine strenge Auswahl vornehmen, bestehen am Ende ca. 7 bis 8 Prozent und schaffen somit den Schritt in die GSG 9.

Frage 3: Immer wieder hört oder liest man von Spannungen zwischen der GSG 9 und dem Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr. Wie ist diesbezüglich die aktuelle Situation?

Es gibt zwischen der GSG 9 und dem KSK keine Spannungen. Was da zum Teil in der Öffentlichkeit verbreitet wird, sind Gerüchte. Beide Spezialeinheiten ergänzen und unterstützen sich. Wir betreiben gemeinsame Aus- und Fortbildung. Intensiver Erfahrungsaustausch gehört auch dazu. Deutschland hat von allen Staaten der EU die größte Dichte an Spezialeinheiten für polizeiliche Großlagen. Entsprechende Szenarien werden immer wieder mit den Spezialeinsatzkommandos (SEK) und Mobilen Einsatzkommandos (MEK) gemeinsam trainiert. Es gibt zudem Konferenzen und Projektgruppen, in denen bestimmte Lagen erörtert und durchgespielt werden.

Die Fragen stellte Rolf Tophoven, Direktor des IFTUS – Institut für Krisenprävention.

Foto: Olaf Lindner (links) leitet seit 2005 die GSG 9 der Bundespolizei. Anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Spezialverbandes empfing er Rolf Tophoven zum Gespräch

Rolf Tophoven
Rolf Tophoven leitet das Institut für Krisenprävention (IFTUS) in Essen, früher Institut für Terrorismusforschung und Sicherheitspolitik. Schwerpunkt seiner journalistischen und wissenschaftlichen Tätigkeit sind der Nahostkonflikt sowie der nationale, internationale und islamistische Terrorismus. Kontakt: E-Mail: info@iftus.de
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