1. Kommunique zu den Sprengstoffanschlägen in London am 07. Juli 2005

In London hat seit 09:00 UTC eine Reihe von Explosionen gegeben. Betroffen sind bis zu vier U-Bahn-Stationen und drei Busse. Von mehreren Toten und 185 Verletzten ist die Rede. Offiziell bestätigt wurde auch der Fund einer Bombe. Eine noch unklare Anzahl von Menschen wurde getötet und ca. 185 verletzt. Der gesamte U-Bahn- Verkehr sowie der Bus – Verkehr wurden stillgelegt. Die Londoner Polizei Scotland Yard teilte mit, die Ursache der Explosionen sei noch unklar aber seit 11:53 UTC gebe es einer italienischen Nachrichtenagentur zufolge ein Bekennerschreiben indem sich Radikale Moslems zu den Anschlägen bekennen. Die Bestätigung der Echtheit dieses Schreiben steht zurzeit noch aus. Fachleuten zur Folge verdichten sich die Hinweise jedoch massiv das es sich um einen Terroranschlag handelt. Die Terror-Spekulationen ließen die Aktienkurse in Deutschland und Europa in den Keller gehen.

An den abgebildeten Bahnhöfen in verschiedenen Bezirken Londons kam es zu Explosionen. Mehrere U-Bahn-Anlagen wurden gesperrt, unter anderem an der zentralen Kings’ Kross Station im Norden der britischen Hauptstadt und im Finanzdistrikt. Ein Passagier sagte dem Sender Sky News: "Es gab eine Explosion, als wir den Bahnhof Edgware Road erreichten. Alles wurde schwarz und wir stießen mit einem anderen Zug zusammen."

Seit 11:11 UTC hat die deutsche Botschaft einen Krisenstab eingerichtet. Das Auswärtige Amt hat unmittelbar nach Bekannt werden der Explosionsserie einen Krisenstab in der deutschen Botschaft in London eingerichtet. Über mögliche Opfer und deren Nationalität lägen aber keine Erkenntnisse vor, erklärte eine Sprecherin des Außenamts. Minister Joschka Fischer habe von Berlin aus sofort mit der Botschaft in London Kontakt aufgenommen. Das Auswärtige Amt steht über die deutsche Botschaft in engem und ständigen Kontakt mit den britischen Behörden, Im Ministerium selbst befasst sich das ständig arbeitende Krisenreaktionszentrum mit den Vorgängen.

Auswirkungen auf den Luftverkehr zwischen Großbritannien und Deutschland sind zurzeit nicht zu erwarten. Der Flugverkehr verläuft normal und es gibt keine Hinweise auf geplante Terrorakte auf Flugzeuge, sagte ein Sprecher der Deutschen Flugsicherung in Langen bei Frankfurt.

Das Bundeskriminalamt versucht nach den Explosionen in London in Gesprächen mit Sicherheitsbehörden in der britischen Hauptstadt die Auswirkungen auf die Sicherheitslage in Deutschland einzuschätzen. Konkrete Maßnahmen seien bisher nicht ergriffen worden, teilte BKA-Sprecher Dirk Büchner am Donnerstag in Wiesbaden mit. In Berlin wurden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Es liege zwar keine aktuelle Bedrohungslage vor, teilten die Berliner Verkehrsbetriebe mit. Vorbeugend sei aber die Sicherheitsstufe "gelb" ausgerufen

Die französische Regierung hob den Terroralarm unmittelbar nach den Explosionen auf die zweithöchste Stufe. In Washington wurden bewaffnete Beamte mit Spürhunden in die U-Bahnen geschickt. Auch worden, die zweithöchste. Das Personal in U-Bahnen und Bussen ist somit alarmiert, auf herrenloses Gepäck und verdächtige Gegenstände zu achten. Überdies wurde das Sicherheitspersonal in den Zügen verstärkt. Der französische Ministerpräsident Dominique de Villepin ordnete an, die Warnstufe "rot" auszurufen.

Die jetzt vorliegenden Informationen lassen keine sichere Aussage zur Gefahrenlage in Deutschland oder anderen europäischen Staaten zu.

Eine Individualgefährdung einzelner Repräsentanten ist für Deutschland nahezu auszuschließen. Dasselbe gilt für einzelne Unternehmen oder Personengruppierungen. Nicht auszuschließen sind Einzeltaten fanatisierter Personen oder "Trittbrettfahrer", die durch den Terroranschlag dazu motiviert werden.

Diese Wahrscheinlichkeit schätzen wir für Personen aus dem allgemeinen Wirtschaftsleben sehr gering ein, höher für politische Repräsentanten, die sich jetzt zu den Ereignissen öffentlich äußern müssen und dabei die Taten zutiefst verurteilen und die Aufklärung der Verbrechen und die Bestrafung der Verantwortlichen als Gebot der internationalen Solidarität fordern werden.

Grundsätzlich sollte in allen anderen Bereichen die bestehenden Sicherheitsstandards überprüft werden.

Rolf Tophoven
Rolf Tophoven leitet das Institut für Krisenprävention (IFTUS) in Essen, früher Institut für Terrorismusforschung und Sicherheitspolitik. Schwerpunkt seiner journalistischen und wissenschaftlichen Tätigkeit sind der Nahostkonflikt sowie der nationale, internationale und islamistische Terrorismus. Kontakt: E-Mail: info@iftus.de
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