Wissensvermittlung als Mehrwert

Der Security Explorer interviewte Marcus Klütsch, Leiter der consulting plus Akademie, zum Thema Aus- und Weiterbildung im Sicherheitsbereich.

Security Explorer: Herr Klütsch, welche Qualifizierungen bzw. Berufsausbildungen gibt es im privaten Sicherheitsgewerbe in Deutschland?

Marcus Klütsch: Der deutsche Sicherheits- und Servicemarkt wächst seit Jahren stetig. Deshalb werden auch immer mehr Fachkräfte gesucht mit Qualifikationen, die gesetzliche und behördliche Anforderungen erfüllen. Es gibt mittlerweile einige anerkannte Ausbildungsberufe und Lehrgänge. Beispielsweise vermitteln Mindestqualifikationen die Grundlagen und Sachkunde, wie sie für das Bewachungsgewerbe im § 34a der Gewerbeordnung (GewO) erforderlich sind. Weiterhin werden Ausbildungen mit IHK-Prüfung angeboten, zum Beispiel Schutz- und Sicherheitskraft, früher noch als Werkschutzfachkraft bezeichnet, sowie Servicekraft, Fachkraft oder Meister für Schutz und Sicherheit. Außerdem gibt es noch das Berufsbild des Luftsicherheitsassistenten und diverse Studiengänge mit dem Schwerpunkt Sicherheit. Insgesamt also ein weites Feld.

Wird es künftig weitere neue Qualifizierungsgänge geben?

Nein, da sämtliche Branchenbedürfnisse qualifiziert abgedeckt sind, kommen voraussichtlich keine neuen Berufsbilder hinzu.

Werden mit den vorhandenen Qualifikationen auch spezifische Bedürfnisse einzelner Branchen erfüllt?

Auftraggeber merken sehr schnell, was die Mitarbeiter für Sicherheits- und Servicedienstleistungen nicht leisten. Woran es genau mangelt, darüber lässt sich sicherlich kontrovers und endlos diskutieren. Offensichtlich ist aber, dass Bildungseinrichtungen nach starren Rahmenplänen verfahren, damit die gewünschten Qualifikationen möglichst kostengünstig absolviert werden können.

Wir von der consulting plus Akademie haben den Bildungsmarkt der letzten 15 Jahre im Hinblick auf Kundenbedürfnisse und -besonderheiten analysiert. Unsere Erfahrung ist, dass Kunden heute von Mitarbeitern der Sicherheits- und Serviceunternehmen erwarten, dass sie sich mit ihrer Aufgabe und dem Auftraggeber identifizieren. Außerdem müssen sie Organisation, Philosophie  und Qualitätsstandards der Auftraggeber kennen. Dafür müssen sich die Sicherheitsdienstleister und ihr eingesetztes Personal mit dem Auftraggeber und seiner Sichtweise befassen, im optimalen Fall auch identifizieren. Da stellt sich natürlich die Frage, wie das vereinbar sein soll mit den zeitlichen und qualitativen Rahmenbedingungen, die heutzutage im Bildungsmarkt mit Discountpreisen vorherrschen.

Was empfehlen Sie, um entgegenzuwirken?

Bei der consulting plus Akademie setzen wir beispielsweise auf Erfahrung und Know-how. Und neben der erforderlichen Qualifizierung berücksichtigen wir quasi als Mehrwert auch die zusätzlichen Anforderungen des Kunden. Fachliche Inhalte und kundenspezifische Anforderungen binden wir in das Bildungsangebot ein. Mit dem jeweiligen Schwerpunkt führt das zu einer besonderen Kundenbindung. Durch eine Dienstleistungsvernetzung und einem ständigen Praxisbezug sind unsere hauptberuflichen Trainer und unsere Fachdozenten in der Lage, die Seminarteilnehmer seicht abzuholen und in eine kundenzentrierte Dienstleistung mit angepassten Kompetenzen in den Kundenauftrag zu begleiten.

Sind hierbei Stundenpläne, Selbstlernphasen und Lerndruck zielführend?

Starre Stundenpläne, unkontrollierte Selbstlernphasen und Lerndruck sind hinderlich. Leider ist das bei den meisten Bildungseinrichtungen an der Tagesordnung. Diese Faktoren müssen der Vergangenheit angehören.

Wie gestalten Sie im Hinblick darauf in der consulting plus Akademie den Unterrichtsablauf?

Das Bildungskonzept der Zukunft schafft bei Bedarf Lernpausen, richtet sich an den Kundenbedürfnissen aus und berücksichtigt Marktveränderungen im Dienstleistungsbereich. Dadurch aktivieren wir die Kreativität der Seminarteilnehmer, wecken die Neugier und setzen den Impuls zur Dienstleistung der Zukunft. Es entsteht eine kurzweilige Lernerlebniswelt. Langweilige und anstrengende Seminare gehören der Vergangenheit an.

Zur weiteren Motivation versetzen wir die Teilnehmer durch Gruppen- oder Einzelarbeiten in die Lage, den gelernten Stoff aufzuarbeiten. Unsere Trainer und Fachdozenten begleiten diese Phase aus dem Hintergrund und stehen als Lernberater zur Verfügung. Dadurch wird die Selbstlernphase für jeden Teilnehmer zu einem positiven Erlebnis.

Seminarteilnehmer sagen: Das nimmt mir den Druck, den durchgenommenen Stoff am gleichen Abend nochmals intensiv durchzuarbeiten. Fehlende Freizeit belastet enorm, Privat- und Familienleben leiden. Dies führt früher oder später unausweichlich zu negativen unvorhersehbaren Folgen.

Marcus Klütsch (Leiter consulting plus Akademie)
Nach mehreren Jahren als Fachreferent für Flughafensicherheit bei der Bundeswehr, Qualifizierung zur Werkschutzfachkraft und Ausbildung als Trainer mit Schwerpunkt Erwachsenenbildung absolvierte Marcus Klütsch die Ausbildereignungsprüfung mit dem Schwerpunkt Berufs- und Arbeitspädagogische Qualifikation. Seit 2003 ist er Trainer an der consulting plus Akademie.

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Dieser Beitrag stammt von freien Mitarbeiter:innen des Security Explorer.
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