Bedrohungsmanagement – Gewalttaten haben häufig eine Vorgeschichte

„Beziehungstaten“ – die alltägliche Bedrohung

Gewalttaten haben häufig eine Vorgeschichte. Ein frühzeitiges Erkennen von Warnsignalen verbunden mit dem Einleiten entschärfender Maßnahmen kann schwere Gewalttaten verhindern. Das Bedrohungsmanagement hat zum Ziel, spezifische Veränderungen zu erkennen, einzuschätzen, die Bedrohung zu managen und dadurch Gewalttaten zu verhindern.

Psychische oder physische Bedrohungen können sein:

  • extremer Ausdruck von Gewaltphantasien, Verherrlichung von Gewalt, das Mitbringen und Vorzeigen von Waffen
  • offensive, plötzliche physische Annäherung
  • die Wahrnehmung, von anderen verfolgt, bedroht oder gesteuert zu werden (auch Stalking bzw. Nachstellungen)
  • jede Form psychischer oder physischer Gewalt

„Erkennen“ heißt nicht nur hinschauen und einen bedenklichen Zustand wahrnehmen, es bedeutet vielmehr, dass auch klar ist, wem dieser Zustand gemeldet werden kann. Es muss also bekannt sein, dass es einen Ansprechpartner für das Bedrohungsmanagement gibt, wofür er zuständig ist und wofür nicht, beispielsweise Mobbing oder Kriminalität.

„Einschätzen“ meint somit auch, dass dieser Ansprechpartner über das nötige Know-how, die erforderliche Erfahrung und Integrität verfügt, um zeitnah eine solide Ersteinschätzung abzugeben. Bei jeder Veränderung der Lage ist eine neue Einschätzung erforderlich.

„Entschärfen“ ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Bedrohungsmanagement. Alle für eine spezielle Lage erforderlichen Fachleute beraten gemeinsam über entschärfende Maßnahmen, aber auch gegebenenfalls über Schutzmaßnahmen. Die Zusammensetzung ist für jeden Bedrohungsfall individuell zu gestalten.

Oftmals stehen Gewaltdrohungen, körperliche Gewalt oder ein Verhalten, das in Gewalt münden kann in Zusammenhang mit dem Arbeitsplatz. Insbesondere ist das der Fall, wenn die Bedrohung von Mitarbeitern ausgeht oder sich gegen Mitarbeiter richtet. Aber auch Sachverhalte aus dem privaten Umfeld können Auswirkungen auf den Arbeitsplatz haben, zum Beispiel Stalking oder häusliche Gewalt.

In jedem Fall ist es wichtig, frühzeitig die richtigen Ansprechpartner zu informieren. Das kann ein bestehendes Bedrohungsmanagement-Team in einem Großunternehmen sein oder der Sicherheitsverantwortliche, der dann externe Experten einschaltet.

Quellenangaben
1) Bild von Bild von Niek Verlaan auf Pixabay

Jürgen Wolf
Jürgen Wolf ist international anerkannter und zertifizierter Bedrohungsmanager nach den europäischen Standards der AETAP (Association of European Threat Assessment Professionals). Jürgen Wolf war 22 Jahre für den Bundesgrenzschutz tätig, bevor er 1996 in die Privatwirtschaft wechselte. Hier war er in leitender Position für den Bereich Personen- und Veranstaltungsschutz tätig verantwortlich, bis er sich 2013 auf personelle Sicherheit und Bedrohungsmanagement spezialisierte.
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